Nikotinkinder

♦  Warum arbeiten die Kinder?

Die Farmer, die in den vielen Anbauländern den Tabak pflanzen und ernten, leiden unter unwürdigen Arbeitsbedingungen. Die Verträge mit der Tabakindustrie lässt ihnen keine Chance, mit einem ordentlichen Auskommen die Familie zu ernähren.

So bleibt ihnen keine andere Möglichkeit, als sogar die Kinder mitarbeiten zu lassen.

 

  Was ist schlimm daran?

Kinderarbeit wird dann ein Problem, wenn die Gesundheit und Schulbesuch gefährdet sind. Weitere Informationen zu Kinderarbeit.

Das trifft in besonderem Maße für die Kinder zu, die auf den Tabakfeldern arbeiten. Ohne selbst zu rauchen, werden hunderttausende Kinder weltweit durch Nikotin vergiftet: Sie ernten und bearbeiten den Tabak. Es sind oft kleine Kinder, die für das Überleben der Familie arbeiten müssen.

2009 hatte Plan International eine Studie vorgelegt, in der von etwa 80.000 Minderjährige in Malawi regelmäßig an Ernte und Verarbeitung von Rohtabak beteiligt sind… Ähnlich ist das Problem in Brasilien und in vielen weiteren Ländern, in denen Kinder auf den Plantagen arbeiten müssen.

 

♦  Wie werden die Kinder vergiftet?

In den Anbauländern ist es – gerade zur Erntezeit – sehr heiß. Die Kinder schwitzen bei der Arbeit, gleich ob es auf dem Feld ist oder bei der Bearbeitung der Pflanzen hinternher. Über Schweiß und Freuchtigkeit der Pflanzen löst sich das Nikotin und dringt in den Körper ein.

Die Ärztin im Film des Schweizer Fernsehens sagt, dass innerhalb von 4 Stunden so viel Nikotin in den Körper eindringt, als ob derjenige 20 Zigaretten geraucht hat. Die Kinder arbeiten aber zwölf und mehr Stunden.

Das ist eine Menge, die selbst für Erwachsene bedrohlich ist. Für die kleinen Körper umso mehr. Die Folge ist, dass die Kinder die Grüne Tabakkrankheit bekommen.

 

♦  Gesundheitliche Folgen

Mit dem Begriff Grüne Tabakkrankheit wird ein Symptomenkomplex bezeichnet, der durch den Kontakt mit Tabakpflanzen ausgelöst wird. Es handelt sich um eine Art der Nikotinvergiftung. Dabei gelangt das in Wasser gelöste Nikotin der Pflanze durch die Haut in den Kreislauf. Nikotin ist ein starkes Nervengift. Je feuchter der Tabak ist, desto stärker die Übertragung des Nikotins.

Die Krankheit kann zu verschiedenen Symptomen wie Kopfschmerze, Übelkeit und Schwindel, aber auch zu Schwankungen des Blutdrucks und der Herzfrequenz führen. Langfristig sind oft Depressionen die Folge. Besonders gefährdet sind Kinder und neu angestellte Arbeiter. Bisher gilt die Grüne Tabakkrankheit als unzureichend erforscht.

Die Folgen sind für Kinder besonders gravierend: schmerzhafter Husten, Muskelschwäche, Kopf- und Bauchschmerzen. Pestizide und Nikotin kombiniert bewirken eine Veränderung des Nervensystems. So gehen die Reflexe bei diesen Kindern drastisch zurück.

Die Angaben schwanken ein wenig: Eine US-Studie kommt zum Ergebnis, dass die Kinder bis zu 54 Milligramm Nikotin über die Haut aufnehmen. Das sei so viel, als hätten sie 50 Zigaretten geraucht. Weitere Informationen

 

  Das System von Abhängigkeit

„Die Tabakindustrie beutet Kinder und Jugendliche aus. Diese Arbeit ist für die Gesundheit der Kinder höchst gefährlich. Die Industrie unternimmt gar nichts, um dies zu verhindern,“ sagt die Ermittlerin im Süden Brasiliens im Film des Schweizer Fernsehens.  Weitere Informationen

Es gibt ein System der Abhängigkeit. Wollen Farmerfamilien Tabak anbauen, müssen sie Maschinen und Material bei den Zwischenhändlern kaufen, denen sie auch ihre Ernte abliefern müssen.

In der Finanzierung steckt die erste Falle: Gern geben die Zwischenhändler Kredit auf Saatgut und Material. Die Abhängigkeitsfalle hat zugeschlagen. Hinzu kommt, dass die Farmer das Saatgut von den Zwischenhändlern auf Dollar-Basis kaufen und den Tabak in Landeswährung verkaufen. Sie finanzieren damit das hohe Risiko durch Kursverluste. Weitere Informationen

Wenn die ersten Schulden da sind, sorgen schlechtere Ernten und Kosten für Gesundheit (die Menschen erkranken aufgrund der Grünen Tabakkrankheiten teilweise schwer) für deren Zunahme. Die Farmerfamilie im Schweizer Film hat so viele Schulden, dass sie auf 20 Jahre hin ein Drittel ihrer Ernte nur dafür abliefern müssen.

Auch in anderen Ländern sind die Arbeitsbedingungen so, dass die Menschen davon nicht sich oder ihre Familien ernähren können. Beispiele

 

  Die Kinder haben keine Zukunft

Das bedeutet, dass die Zukunft der Kinder jetzt schon besiegelt ist. Sie müssen die Schulden ihrer Eltern übernehmen und es werden neue dazukommen. So sind die Aussagen der Kinder am Ende des Schweizer Films resigniert, dass sie ihren Eltern helfen müssen und weiter Tabak anbauen werden.

 

♦ Kinderarbeit auch in Deutschland

Auf den Tabakfeldern in Süddeutschland wurden auch Kinder eingesetzt – und versteckt, wenn die Kontrolleure kamen. Mehr